Jan Delay rappt Intro: Auf den Spuren von Chris Roberts

Jan ist back. Und durch Bambule wird er immer einen Platz in meinem Herzen haben. Das ist die halbe Wahrheit. Denn seine Solo-Sachen haben mich nur selten überzeugt. Dabei macht es wenig Unterschied, ob er von seiner „Rock“- oder „Funk“-Platte spricht. Die Differenz ist marginal. 2021 heißt es: "Jan Delay rappt Intro"

Jetzt also ‚back to basics’ - oder wie er selbst rappt: „Nach der Rock-Platte, auf die keiner Bock hatte“. Und das ist immerhin deutlich und originell. Aber leider bleibt es fast dabei. Denn „Intro“ ist wieder einer dieser Songs, deren Komposition kürzer dauerte als die drei Minuten und fünf Sekunden des begleitenden Videos: Harmonien kaum vorhanden, die Hook ist schon tausendfach (allein vom Maestro himself) bemüht worden und der Rhythmus mischt Fat Freddys Drop mit einem μ Elektronik.

„Mucke aus Amerika, Düsseldorf und Afrika -  ich ess’ ne gute Paprika und baue noch nen Klassiker“

Und textlich ist das nun auch wirklich nicht der Bringer „ich hab Sonne dabei“ - gähn, das klingt wie Chris Roberts. Haben die in den letzten Jahren wirklich nur noch gekifft? Es ist genau die Sorte Song, die Leidenschaft für Musik abtötet. Schön einrichten im Neoliberalismus und hoffen, dass mich der Fall Out nicht erwischt.

Was will Jan überhaupt noch?

Warum mich das aufregt? Weil der Jan (und andere mit ihm) mehr können sollten. Die Fanbase ist loyal, die Konten sind gefüllt - warum nicht wirklich mit „neuem, dicken Sound“ aufkreuzen? Mal was wagen in Text oder Sounddesign - oder gar beidem. Oder einfach richtig gute Tunes basteln, mit mehr als drei Tönen? Das hier ist leider genau die gleiche Masche, wie sie Schlagerheinis oder alte Rockstars stricken: same-same and not different. Dann, nach zweienhalb Minuten gibt es auf einmal so etwas wie Energie - doch schon ist der Song vorbei. Vielleicht ist das ja der Start der fulminanten Dub-Version?

Natürlich unterhält uns das Video vorzüglich - so drei, vier Mal. Zwischen Bernie und Groove City (Love to Marga & Anja) stolziert Eizi Eiz, während Herr von Eden den schnieken Anzug (nein, kein Sarkasmus) dazu beisteuert. Allerdings erzeugen die visuellen Anker auch schnell einen Overkill: Lindenbergs Likörelle, ironische Digitaleffekte und musikalische Referenzen en masse. Das dazugehörige Album heißt „Earth, Wind & Feiern“ und lässt leider bereits im Titel vermuten, dass hier nur einer was zu lachen hat - all the way to the bank. Schade.

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