Zehn Platten Vol. 5: Adam And The Ants >>Kings Of The Wild Frontier

Er war einer der frühen, echten Punks. Einer, der schnell erkannte, wo die wahre Energie liegt. Aber ob er wirklich eigenes Talent besaß, war lange fraglich. Mit "Kings Of The Wild Frontiers" erfand er den doppelten Lutz im Pop und brachte Sex und andere Albernheiten in den (Post-) Punk zurück.

"A new royal family, wild nobility, we are the family.."

Das Spielen mit S&M-Klamotten, kleinere Tabubrüche und das Namedropping von Kult-Stars reichten zwar aus, um eine fest Fan-Gemeinde zu etablieren, aber so richtig wichtig war Stuart Goddard alias Adam Ant nicht. Er hatte Glück, dass er durch die Freundschaft zur Szene-Größe Jordan, die auch in McLaren und Westwoods "Sex"-Shop arbeitete, irgendwie zum erweiterten Zirkel dazugehörte - sozusagen in zweiter Linie.

Das wollte er ändern, wanzte sich an den selbst ernannten Impressario McLaren heran und bat um Unterstützung. Die Folge: Die eigene Band wurde abgeworben und mit Annabelle Lwin als Bow Wow Wow an die EMI verkauft. Adam blieb allein zurück. Nur mit der Idee die Burundi Drums zu nutzen - die sich McLaren im Centre de Pompidou bei der Recherche nach Filmmusik für Erwachsenenfilme von einer attraktiven Bibliothekarin vorspielen ließ. Unser Glück: Sie spielte die LP auf 45 ab und "erfand" unabsichtlich einen neuen Sound*).

Ring out the old - bring in the new

Für mich war das Debut "Dirk Wears White Sox" - gewidmet Dirk Bogarde - nicht so interessant, wie für die cooleren, etwas älteren Punks, die The Damned längst durch Siouxsie und Adam ersetzt hatten. Auf den neuen Sound der Ants aufmerksam gemacht hat mich folglich "Johnny Ego", Herausgeber von "The Anschlag", einem frühen Hamburger Fanzine, das dadurch bekannt war, immer etwas weiter vorn und um die Ecke zu sein; Crass, Adam und Iggys "New Values"-LP fanden sich ebenso im Heft, wie ausfällige Texte zur Hamburger Punk-Szene. Die Mischung aus Duane Eddy-Gitarre von Punk-Urgestein Marco Pirroni, Piratenchören, Spaghetti Western-Arrangements, Indianer-Geheul mit Punk-Energie im Vortrag, war ein halbes Jahr lang der aufregendste Sound des englischen Pop - mit einem deutlichen Anschluss an Glam Rock. Die Drums erinnerten etwas an Gary Glitter während Adam selbst ein neuer Marc Bolan zu sein schien. "Kings Of The Wild Frontier" war damit ein Vorläufer des neuen Pop von Human League, Soft Cell oder ABC. 

Ridicule ain't nothing to be scared of!

Ich lief dann mehrere Wochen mit einem weißen Balken über der Nase in der Schule herum und Silvester feierte ich in einer "Piraten-Bluse" meiner damaligen Freundin. Der Nachfolger "Prince Charming" wollte mehr als er konnte, sein "Ant Rap" - immerhin einer der ersten Rap-Songs in den UK Top 5 - ist aus heutiger Sicht doch nicht soo schlecht. Doch nach halbwegs gelungenen Solo-LP "Friend Or Foe" ließ sich Adam Ant von Phil Collins produzieren und ging nach Amerika ...

*) Interessanerweise sampelte schon 1975 niemand anders als Joni Mitchell genau diesen Drum-Sound als Erste.

Further Reading

https://louderthanwar.com/adam-ant-kings-of-the-wild-frontier-in-depth-look-at-an-album-of-pop-genius/

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