Er ist Finnlands Beitrag zur "Next Wave of Retro Soul"©: Bobby Oroza - und er besuchte Hamburg zum zweiten Mal in sechs Wochen. Diesmal als Headliner.
Der Unterschied: Es ist nicht mehr der bluesbasierte Wah-Wah-Funk-Sound von James Brown, der hierfür die Blaupause liefert, sondern der Falsett-Gesang und die Eleganz des Sweet Soul von Curtis Mayfield - sozusagen die Engtanz-Songs auf der Rückseite der Northern Soul-Dance-Classics. Damit wird eine kleine Sub-Kultur, die ihr Epizentrum bei den oft mexikanischen Lowrider-Fans in Süd-Kalifornien und Texas hat, auch in Europa einem größeren Publikum bekannt.
Bobby Oroza kann Style
Jetzt also schon das zweite Mal in wenigen Wochen in Hamburg, nach dem Showcase bei Angie's Nightclub noch vor relativ wenigen Köpfen im Rahmen des Reeperbahn-Festivals. Zum Auftritt in dem Goldenen Salon sind denn auch weit mehr Zuschauer erschienen. Und die wurden sofort gefangen genommen mit einem energetischen Intro mit Bongo-Einsatz von Bobby himself. Als Showman präsentiert er live die Songs des Albums mit einer selbstbewussteren Präsenz, wahrscheinlich ein Ergebnis des ausgiebigen Tourens - als ob ihm selbst eine Hydraulik-Pumpe eingesetzt wurde, wie bei den Lowrider themselves. Dem fallen allerdings ein paar Nuancen zum Opfer, die die Studio-Aufnahmen noch hatten. Denn Sweet Soul eint oft auch etwas Amateurhaftes,
Unfertiges und hier war er auch noch der introvertierte, bettelnde Lover. Jetzt sagt er als Macher, wo es lang geht. Die exzellente Band ergänzt dabei seinen Sound mit ein paar angedeuteten twangy Surf- und Psychedelic-Sounds. Und doch verliert sich der Drive nach 20 Minuten ein wenig. Allzu oft vertrauen die Komponisten auf eine wiederholte Akkordfolge, die von der Melodielinie des Gesangs kaum variiert wird. Man muss schon sehr genau hinhören, um einige Songs unterscheiden zu können.
Bobby Oroza kann Sound
Und so ist Booby Oroza mehr SOUND als Song. Hier wird eine romantische Zeit und Szene zelebriert, die wir - stets überhöht - aus amerikanischen Lieblingsfilmen kennen. Vielleicht ist es das Schauspielerische, das ihm mehr liegt und er bemüht sein musikalisches Talent, um für den letzten Tarantino vorsprechen zu dürfen - oder als aktuellere Tito & Tarantula. Im direkten Vergleich zu Durand Jones vor einigen Wochen, bleibt weniger Musik hängen. Das mag allerdings ungerecht sein, da die Indications mit zwei Sängern plus Bläsern ein umfangreicheres Programm bieten konnten. Fazit: Es war ein schönes Konzert, für ein zweites Album muss aber mehr ins Komponieren investiert werden. "Strange Girl" - die erste Single nach dem Album ist folgerichtig eine Cover-Version.