Don't call it a Comeback (again)
Die Band selbst mag ihre Comebacks nicht mehr zählen und Peter Hein verhält sich spätestens jetzt wie der "Elder Statemen" des Punk - sozusagen als deutsche Version von Johnny Rotten. (Also Drehbuchschreiber, wenn dann die (wohl wieder: billige Version) der (noch zu drehenden) britische Serie "Als wir unsterblich waren" kopiert wird, wisst Ihr, wenn Ihr casten solltet). Ist auch nicht soo verwunderlich, vom stoischen Festangestellten bei Xerox, der Tourneen nur während der 30 Tage Tarifurlaub absolvieren konnte/wollte, zum freigesetzten - und damit dann doch hauptberuflichen - Popmusiker, war wohl kein freiwilliger Weg. Fehlfarben selbst bekommen zwar weiterhin ihr Maß an Aufmerksamkeit bei jedem neuen Album, doch die Hallen werden kleiner; von der Großen Freiheit 2002, Uebel & Gefährlich 2004 zum Finkenwerder Zelt 2015 in den Hafenklang 2016. Mit einem Qualitätsschwund hat das allerdings nüscht zu tun: Denn trotz leicht schütterem Haupthaar können die immer noch was.
Beim Konzert bekommen natürlich die alten Hits (nein, lieber Radio Hamburg-Hörer, versuch's erst gar nicht: die kannst Du nicht kennen) wie "Ernstfall" oder "Paul ist tot" das größte Feedback. Egal ob man Zuhause mittlerweile Gustav Mahler oder DubStep hört, hier kann auf einmal jeder bei Text und Intonation sofort einstimmen. Noch heute haben diese Songs Kraft, Eleganz und Wucht - zumindest für die, die ihr Fähnlein mittlerweile nicht in den Wind des "Nur was verkauft, ist wirklich gut" gehangen haben.
Antiquiert und modern zugleich
Songs vom aktuellen Album "Über...Mensch" schließen erstaunlich gut daran an. Der Hit "So hatten wir uns das nicht vorgestellt" ist antiquiert und modern zugleich. Auch aus den weiteren Album nach dem zweiten Comeback 2002 finden einige ins Repertoire: z.B. Politdisko oder Club der schönen Mutter. Dass die Augen dabei an Frontmann und Texter kleben, ist nicht ungewöhnlich, trotzdem kommt die Energie von gaaanz hinten. Saskia von Klitzing treibt die älteren Herren vor sich her. So dass auch die für eine gute Stunde den Traum der ewigen Jugend.... Obwohl: nein! Das eigene Alter wird hier - im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen und sogar noch älteren Semestern in diesem "Business". mit einem nur leichten Zähneknirschen akzeptiert. Und genutzt, denn die Distanz zu jüngeren Generationen ermöglicht einen anderen Blick auf das "Hier und Jetzt" (statt auf das "Dort und Einst"). Peter Hein muss man nicht versuchen, Snapchat zu erklären. Und das ist auch gut so.