Hip Hop hat bereits einen langen Weg zurück gelegt: von den Parties in der Bronx über Old und New School bis hin zum heutigen Triplet-Rap. Doch während in anderen Spielarten der populären Musik Langlebigkeit schnell wichtiger wird als tatsächlich inspirierende Musik, gilt hier weiterhin das Gesetz: Du bist nur so lange hip, wie Dein letzter Shit.
Anders ist nicht zu erklären, dass das Zusammentreffen dreier Größen wie DJ Rhettmatic von den Beat Junkies, Percussionist Eric Bobo von Cypress Hill und dem englischen Rap-Schwergewicht Ty vor so wenigen Leuten im Mojo starte. Doch hier sind – im positiven Sinne – Profis am Werk. Die wissen, wie man damit umgeht.
Station 1: Bronx
Rhettmatic kratzt zunächst ein paar Disco-Klassiker von Rick James oder den Mary Jane Girls - gespickt mit Hip Hop-Beats, kommt das Publikum schnell in Bewegung. Ty macht den Microphone Check und tigert durch den Raum. Schnell ist klar: Das wird hier eher eine Block-Party denn ein Konzert. Nun kommt der offizielle Ty-Teil. Nach vier Jahren mit neuem Album, dürfe er jetzt wieder auf Tour gehen, so die Begründung für die lange Live-Abstinenz.
Station 2: Brixton
Vieles an ihm ist imposant: Statur, Timbre, Wortgewalt. Fast 20 Jahre im Business, hat Ty ein entsprechend umfangreiches Repertoire - und viel zu erzählen. Es geht um Hoffnung, Depression, Beziehungen - ohne Bitches, Bragging und Bling Bling. Dabei hat er das Publikum im Griff und es scheint auf einmal, als ob die Hütte bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Dazu setzt er nicht auf billige Tricks. Kein Wunder, der Mann ist ja auch Mitglied der Hip Hop Shakespeare Company.
Und doch fehlen der Live-Umsetzung an diesem Abend die Hooklines. Liegt es am Beat-Juggling von Rhettmatic? Beim Übergang zum finalen Teil des Abends mit dem Auftritt von Eddie Bobo an den Bongos, zeigt zumindest "Wait A Minute" auf einmal die Hitqualität, die den Unterschied macht. Auch beim neuen Track "Brixton Baby" hat die Album-Version mehr Kraft.
Station 3: Los Angeles
Cypress Junkies: Classic Rhythms Never Die - jetzt wird nochmal aufs Pedal gedrückt: Rhett und Eric ballern jetzt eindrucksvoll Rhythmen gegeneinander. Natürlich bieten als erstes die Cypress Hill-Klassiker die Basis: "How I Could Just Kill A Man", "Insane In The Brain" oder "I Wanna Get High". Schließlich kommen natürlich "Apache", "Me Myself and I", "Din Daa Daa" und "Rappers Delight" zu ihrem Recht. Dazu bongot, trommelt und klöppelt Eric Bobo ganz im Stile seines Vaters Willie. Ein Battle zwischen den beiden - auf dem großartigen "Hot Music" von Soho - holt dann auch noch Jazz und mit ins musikalische Boot.
Endstation
Nach zwei Stunden ist Schluss. Die große Hip Hop-Reise im Mojo ist zu Ende. Alle aussteigen bitte. Schade, dass nicht mehr an Bord waren. Sie hat Spaß und eine Geschichtsstunde gehabt. Oder um es mit KRS-One zu sagen: Edutainment.
Gut geschrieben. Zu schade, dass ich nicht kommen konnte.