Er heult, röhrt und säuselt, bricht zusammen, bäumt sich auf und wirft sein Handwerkszeug auf die Bühne - Archy Samuel Marshall ist ein getriebener Wolf. Am 3. Dezember trat King Krule live in Hamburg im Uebel & Gefährlich auf.
Im Bunker geht nichts mehr. Das Konzert ist seit Wochen ausverkauft, der Weg zu Bar und Bühne versperrt. Das ist kein cooles must-see Konzert für den üblichen Kreis von Musikjournalisten und Medienspinnern. Hier drängen sich junge Leute, um dem Mann des Abends nah zu sein. Und obwohl seine Songs keine eingängigen Radio-Hamburg-Hit-Qualitäten besitzen, wird getanzt, gefeiert und mitgesungen.
King Krule live in Hamburg
Schon im Spätsommer hatte Archy auf dem Dockville Open Air gezeigt, welche Intensität er erzeugen kann - im Gegensatz zu vielen eher blassen Indie-Disco-Elektro-Combos seiner Generation. Doch hier, im dunklen Bunker auf dem Heiligengeistfeld, zündete sein Feuerwerk an Jazz-Akkorden, Funk-Bass, Punk-Geschrammel und Saxophon-Gequietsche noch deutlich stärker.
Dabei überzeugt dieser Sound immer dann, wenn er rhythmisch nach vorn drängt, schnelle, abgehackte Riffs, Disco-Basslines und kurze, kantige Textzeilen. Bei den langsameren Titeln tropft der Sound sämig von der Bühne und die begleitenden, klagenden Schreie erinnern dann eher an die Urschrei-Therapie der frühen 70er Jahre. Doch warum sollte das den 25-jährigen kümmern, der seit jeher - laut eigener Aussage - Schwierigkeiten mit Disziplin und Gehorsam hat1.
Eine neue Pop-Generation
Am Ende verausgabt sich King Krule mit seinem Plattendebüt "Out Getting Ribs" von 2010. Dieser frühe Entwurf von Leidenschaft - beeinflusst von Jean Michel Basquait, fasste schon damals alles zusammen, was King Krule heute noch umtreibt. Eine romantische Vorstellung vom leidenschaftlichen Leben, das ab und zu kurz aufflammt - aber am Ende eine Illusion bleibt. Und doch wird er danach weiter suchen - wie ein getriebener Wolf.
1 King Krule Interview (Guardian, 24.08.13)