Wer beim zweiten Klagteppich dabei sein wollte, wurde erst einmal hingehalten. "Secret Stage" war die Losung. Ein Tag vor dem eigentlich Konzert gibt es den Hinweis: Diesmal werden wir nicht in einen beliebigen Musik-Club geladen, der für einen Abend Caros Auswahl zu Gast hat. Nein, diesmal ist eine Baustelle die Bühne: ein Dutzend Kabel, ein Mikro zwei Keyboards, eine Leiter drei Lampen ein Tresen und zehn Kisten Getränke plus eine Toilette - voila! Wir befinden uns im künftigen FoodLab von Christin in der HafenCity.
Und mehr braucht's auch nicht, um internationales Flair reinzubringen, mit liebevoll angefertigter Popmusik. Ganz klar bleibt aber auch: Musikalisch geht es hier nicht um raue Rebellion, sondern um Songs im abgesteckten Pop-Bereich und auch textlich dominierten die Themen trösten, spinnen und - natürlich - romantische Liebe, die enttäuscht wird.
Catharina stimmt uns ein
Puder aka Catharina Boutari weiß seit 20 Jahren, wie das funktioniert. Heute Abend füllt sie zusammen mit Keyboarder Jonas Ohren und Herzen mit kleinen Geschichten und feinen Melodien - wie schon bei der Nullnummer des Klangteppichs bei Caro zuhause vor knapp zwei Jahren und im Umfeld der ersten offiziellen Ausgabe im Logo. Ihre kräftige Stimme trägt die Songs über Höhen und Tiefen. Nur wenn die der Musical-Vortrag durchschimmert, verliert sich ein bisschen der Grip. Das ist wahrscheinlich Teil ihrer Professionalität, die sich das ehemalige Mitglied von "Die Fiesen Diven" und "Uh Baby Uh", erarbeitet hat, um auch Leser des Hamburger Abendblatts begeistern zu können. Kleiner Fun Fakt: Ihr Gig Poster hat sie bei Spiegelsaal gemacht!
Der Mann für den Indie-Flavour
Lives aka Peter Chisholm steckt kurz danach seine vier Effektgeräte an die schmucke Rickenbacher-Gitarre und spielt sein neues reduziertes Soloprogramm. Das war eigentlich nur als Ablenkung von anderen opulent-arrangierten Arbeiten gedacht. Jetzt wird es zum (weiteren) musikalischen Standbein. Englisch stilsicher, passen doch die Schuhe farblich zum Instrument. Und auch sonst ist er (noch) britisch: Die Ästhetik des ehemaligen The Sea-Mitglieds kommt aus der Indie-Scene. Einfache, harmonische Schönheit der Schönheit willen ist seine Sache nicht. Das Publikum braucht eine Weile, kauft ihm aber schließlich die Songs und seine letzten CDs ab. Mal sehen, wann der Surfer Look durchschlägt: Mittlerweile lebt er wegen Brexit und Wellen in Biarritz.
Finale mit der Wunder-Stimme
Und schließlich Buket aus der Hansestadt. Mit perfekter Stimme - think Alicia Keys mit eigenem Timbre - begeistert sie nicht nur die eigene Fanbase. Ebenfalls nur mit Keyboard-Unterstützung trifft sie mühelos jeden Ton und jeden musikalischen Schlenker. Hier arbeitet jemand schon lang an der Karriere - in anderen Ländern wäre sie längst ein bekannter Star. Ihr letzter Song "Feel Better" war dann auch Höhepunkt des Abends.
Der Klangteppich ist auch in rauher Location alles anderes als ausgefranst. Ich bin gespannt, was Caro als nächstes ausheckt. Mein Ticket ist gebucht.
Wenn Ihr beim dritten Klangteppich dabei sein wollt - Infos irgendwann unter: Musicspots