Mit Rejazzed haben Toy Toy eine erfolgreiche Reihe erfunden, mit der sie auch Jazz-Fremde erreichen. Nach den grandiosen "Midnight Maurauders"- und "Miseducation of L-Boogie"-Sessions geht es jetzt in die Nachbarschaft: Zu sechst (diesmal mit Jan Kaiser (Trompete) und Yannis Anft (Keyboards)) nehmen sich "Bambule" vor, die Durchbruch-Lp der Beginner von 1998(!). Laut Bandleader Silvan Strauß war dieses Album damals auch ein Grund, für drei Bandmitglieder aus dem Allgäu in die Hansestadt zu ziehen.
Remade - Remodel - Rejazz
Seit dem hat sich viel getan. Hip Hop klingt heute deutlich anders, Hamburg ist nur noch eine von mehreren Hip Hop-Hochburgen und Schallplatten sind mehr Fetisch denn prägender Tonträger. Aber, was sollte hier schon schief laufen: Jeder Hamburger unter 45 Jahren kennt "Füchse", "Hammerhart" sowie natürlich "Liebes Lied" und ein Auftakt im Knust ist sowieso ein Heimspiel. Dafür braucht man dann auch keine Gaststars für den Text. Wie soll man auch ein Hip Hop Album stimmlich neu interpretieren - mit Croonern?
Flow vs. Fähigkeit
Und so beginnt das Konzert mit ersten bekannten Riffs und - ziemlich früh - einer zunächst verhaltenen Version von "Liebes Lied". In diesen Momenten swingt das Publikum, fügt zu den Sounds von der Bühne die eigenen Erinnerungen und Zeilen des Originals hinzu und groovt in der hohen Halle.
Doch das reicht der Band offensichtlich nicht. Die eindrucksvollen handwerklichen Fähigkeiten müssen dann doch raus. Und so wird das Tempo verdoppelt, die Gitarrenbünde malträtiert und alles reingepackt, was Bläser, Percussion, Keys und Saiten hergeben. Auf einmal sind die doch so wichtigen Pausen und Leerstellen vollgestopft mit Sounds. Und Jazz trinkt Verbrüderung mit Speed Metal.
Dabei geht aber der Swing verloren. Das wird auf einmal zum Muckertum: Sehet her, was ich alles kann - ein Rezept, das nie wirklichen Erkenntnisgewinn oder anregendes Entertainment für die Zuschauer abwirft. Natürlich ist "Toy Toy spielt Bambule" nicht grauenvoll - aber im Vergleich zu den Vorgängern in der Reihe dann doch etwas enttäuschend.
Schütteln und weitermachen
Vielleicht ist Bambule musikalisch eben nicht geeignet bzw. abendfüllend. Dafür spricht, das Toy Toy im Laufe dieses Konzerts auch Deichkind und James Bond-Songs einpflegen (müssen). Ja, der zweite Beginner-Longplayer ist ein wichtiges Hip Hop-Album wie Midnight Marauders, wurde aber anderes zusammengesteckt als der große musikalische Bruder. Etwas das hier deutlich wird.
Vielleicht hilft es, für die Auswahl beim nächsten Mal die musikalische Klammer zu weiten: warum nicht "Pet Sounds" oder "Rubber Soul", etwas von Metallica, Wire oder Klassiker des Motown-Labels. Die Möglichkeiten sind endlos, die Fähigkeiten auch. Entscheidend ist der Weg dazwischen.