The First International Vinyl Club: The First Cut Is The Deepest

The First International Vinyl Club - das ist natürlich anmaßend und höchstwahrscheinlich falsch. Interpretieren wir mal ein unsichtbares Augenzwinkern hinein "for the benefit of a doubt".

Fast so gemütlich wie zuhause: Yared Dibaba, Bernd Jonkmanns und Bernd Dopp (vlnr).

A New Career In A New Town

Geladen wurde in den neuen Club Uwe, der genauso aussieht wie das ehemalige Kukuun - nur die neuen Besitzer wollen was Neues ausprobieren - zum Beispiel diese Reihe. Gastgeber des neuen Vinyl Clubs sind Bernd Jonkmanns und Yared Dibaba. Und es sollte es um den "neuen" Hype und Schallplattenläden gehen. Das Intro bestreitet Gastgeber Bernd Jonkmanns himself. Er erzählt über seine erste Schallplatte (The: Police "Outlandos D'Amour") und kommt schließlich zu seinem Bildband "Record Stores", der Schallplattenläden aus der ganzen Welt fotografisch hervorragend verewigt. (Sein Nachfolger "Hamburg Vinyl" ist ebenfalls zu empfehlen.)

"I heard you sent my letters back
and my LP records and they're all scratched" - The Police "Can't Stand Losing You"

Record Stores BuchUnd dieses Buch war auch der eigentliche Startschuss des Vinyl Clubs - bis eben allerdings noch im privaten Rahmen bei Lukullischem und Gehaltvollem. Doch jetzt steht das Sofa auf der Bühne und das Publikum kann sich hier nicht in langatmigeren Momenten an eigenen mitgebrachten Tonträgern schadlos halten.

Here Are The Breaks!

Co-Moderator Dibaba ist nicht so viel jünger, konnte aber mit einer anderen Sozialisation punkten. Die stationierten US-Soldaten brachten den Funk nach Bremen - und in die umliegenden Gemeinden. So war sein erstes Konzert folglich Kurtis Blow im weißen Lederanzug. Auf dem Plattenteller aber bekam ein anderer Klassiker bei ihm den Vorzug: "White Lines" von Grandmaster Flash. Leider soll es keine Fotos von Yareds Breakdance Moves dazu geben - Matula, übernehmen sie!

Weiter reist Bernd per Slideshow durch staubige und versteckte Plattenläden in Japan, Großbritannien und Brasilien. Alles an sich sehr fein - aber leider auch ein bisschen spannungslos vorgetragen. Mit dem nächsten Song kommt mehr Dynamik: ein Tune von Marcos Valle "On-Line".

Lullabies of Schaulandt

Mit dem ersten Gast betritt ein Hochkaräter die Bretter: Bernd Dopp - Chairman & CEO Warner Music Central Europe. Und auch er erzählt er von seinen musikalischen Vorlieben und lässt dabei "So What" von Miles Davis auflegen. Dazu erzählt der "alte Hase" von der Aufregung und dem peinlichen Moment des ersten Treffens mit dem persönlichen Helden; Der Handschlag wurde zunächst nicht erwidert. Und auch die Anfänge seiner Karriere hätten eine Menge mehr Stoff für Anekdoten und Einsichten geliefert. Nach seinen Anfängen beim Preisbrecher Govi-Records in Wandsbek ("ich war im uncoolen Laden in einer Jeans-Ranch, Matthias Ruff im cooleren") war er in leitender Position für Schallplatten bei Schaulandt in Nedderfeld. Ein Ort, dem sicher vieler im Publikum erhebliche Teile ihres Taschengeldes opferten. Auch ich hatte mit Herrn Dopp mindestens ein, zwei lustige Begebenheiten dort - eine hat auch etwas mit einem Police-Album zu tun.

 

Doch die Chance, auch mal das Publikum einzubinden, wird leider vertan. Lieber verliert man sich in Prozentzahlen und Anteilen von verkauften Tonträgern. Da hätte ich mir mehr "Unique Content" gewünscht und weniger Statistik. Bernd Dopp augenscheinlich auch. Aber nein, mein Maulen wird sofort im Keim erstickt - mit "Pusher Man" von Curtis Mayfield.

You Spin Me Round (Like A Record)

Christof tells it like it is: leben im Plattenladen

Nach der Pause kommt Christof Jessen von Michelle Records zum Zug. Und der macht vieles richtig: Er antwortet zunächst nicht auf die gestellten Fragen. Seine Erleuchtung durch die Elvis-Platte des Freundes, der Tourneen mit eigener Band bis hin zum Übernehmen (mit André Frahm) des alten zahlungsunfähigen Ladens vor 17 Jahren - all das wurde pointiert, klar und unterhaltsam vorgetragen. Seine Musikauswahl: Calexico und Wilco. Schließlich Eckart von Perfall, der Tüftler mit dem richtigen Blick und Ohr. Er wird in jeder Folge des International Vinyl Club ein ausgesuchtes Hi-Fi Stück vorstellen. Diesmal war es ein limitierter JVC-Plattenspieler mit massivem Holzkorpus und hochwertigem Tonarm. Ach ja, schniecke sieht das Teil auch noch aus! Aber Qualität hat ihren Preis. Für das rundüberholte Gerät muss man schon etwa 20 Koffer-Plattenspieler von Crosley in Zahlung geben, die bei Urban

Don’t Sweat the JVC: Eckart zeigt Eleganz mit Plattenteller

Outfitters unbedarften Interessierten aufgeschwatzt werden. (Keine Hoffnung, Eckart wird die nicht annehmen). Mit "Jammin" in der Babylon By Bus-Version schickt uns Bob Marley raus aus dem Club. 

Was That All It Was?

Es war ein unterhaltsamer Anfang der Reihe und macht neugierig auf mehr. Aber ein bisschen mehr Vorbereitung und ein bisschen mehr Zeit für das Besondere der Gäste hätte Allen gut getan. Dass an diesem Mittwoch Frauen keine aktive Rolle spielten, wurde am Abend mehrfach angesprochen. Das hätte man gerade bei einem Debüt besser lösen können müssen. Schließlich sollten alle daran interessiert sein, den Spaß am Vinyl erfahrbarer und sichtbarer zu machen. Alte grauhaarige Männer allein werden das nicht schaffen. 

Girl I've Got A Date

Sonntag, 29.3 16:30 Uhr - Beatles on Vinyl (im Rahmen des "Hamburg Beatles Experience Festivals")

Mittwoch, 27.5 19:30 Uhr - The Art of Vinyl Cover 

"If I didn't love you I'd hate you
I'm playing your stereogram
Singles remind me of kisses
Albums remind me of plans" - Squeeze "If I Didn't Love You"

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Eine Antwort zu The First International Vinyl Club: The First Cut Is The Deepest

  1. Bernd Jonkmanns sagt:

    Danke Martin für Deine Einschätzung und Kritik hilft uns den TFIVC besser zu machen.
    In einigen Sachen hast Du recht.. das Publikum wird demnächst mehr mit eingebracht !
    Top ! Bernd Jonkmanns

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